Nach sieben Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit und zwei Förderphasen ist die Finanzierung von StartNet-Netzwerk Übergang Schule-Beruf durch die Stiftung Mercator nun ausgelaufen. Vom 1.Mai 2017 bis zum 31. Mai 2024 hat sie in den Aufbau, die Umsetzung und Koordination von StartNet insgesamt 3,5 Mio. Euro investiert. Das Goethe-Institut, das mit der Projektumsetzung betraut wurde, hat seinerseits 380.000 Euro investiert. Dass das Geld gut angelegt war, zeigt der Erfolg der Arbeit von StartNet, nachzulesen in der Abschlussevaluation, die von der unabhängigen Evaluationsagentur ARCO erstellt wurde.

Wie geht es weiter nach Ablauf der Förderung?

Der Ablauf der Förderung durch die Stiftung Mercator bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Arbeit von StartNet. Der größte Einschnitt ergibt sich durch die Auflösung der beiden Koordinationsbüros in Rom (durchgeführt von Ginnlab) und Brüssel, beide unter der Verantwortung des Goethe-Instituts, die ohne Fördergelder nicht aufrechterhalten werden können.

Dies bedeutet für die Partner des Netzwerks, dass sie nun in eigener Regie dafür Sorge tragen, das Netzwerk aufrecht zu erhalten und neue Finanzierungsmöglichkeiten für die nachhaltige Fortführung der Aktivitäten, deren Koordinierung und Begleitung zu finden.

In Italien hat sich bereits ein Gründungskomitee für die eigenverantwortliche Initiative der dritten Phase von StartNet gebildet, das mit der Akquise von neuen Partnern und Förderern befasst ist. Der Initiative gehören derzeit die StartNet-Gründungsmitglieder Consorzio nazionale di Innovazione Sociale NOVA, der Arbeitgeberverband Confindustria Puglia, die Unternehmensstiftung Fondazione Vincenzo Casillo sowie die Jugendvertretung StartNet Youth ETS an. Das Goethe-Institut Rom hat der Initiative seine ideelle Unterstützung zugesichert.

Auf europäischer Ebene wird die Kommunikation zwischen den Netzwerkpartnern über die Projektlaufzeit hinaus dezentral online fortgeführt. Aktuell laufen Anträge für weitere vertiefende Projektpartnerschaften innerhalb des Netzwerkes. Ein rotierender Vorsitz der Koordination zwischen den Netzwerkpartnern sowie Erasmus-Anträge zur Finanzierung des Austausches sind im Gespräch.

Was hat StartNet erreicht?

Ziel von StartNet war es, alle Stakeholder, die am Übergang von der Schule in den Beruf beteiligt sind, an einen Tisch zu holen. Sie dabei zu unterstützen, sich gemeinsame Ziele zu setzen, gemeinsame Strategien zu entwickeln, ihre jeweiligen Zuständigkeits- und Interessensgebiete aufeinander abzustimmen und das Thema Übergang Schule/Beruf in die politischen Debatten einzubringen. Darüber hinaus hat StartNet eigene Modelle, insbesondere zur beruflichen Orientierung, entwickelt und in den Partnerschulen getestet.

Insgesamt können wir festhalten, dass StartNet auf der Makroebene ein großes Innovationspotenzial entwickelt und freigesetzt hat, insbesondere durch:

  1. Schaffung von Begriffen und Änderung der Narration:
    • Übergang Schule/Beruf ist ein Thema, das mit StartNet auf der Tagesordnung der Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowohl in Italien als auch auf europäischer Ebene seinen Platz gefunden hat.
    • StartNet hat einen sektorenübergreifenden und internationalen Wissenstransfer zum Thema Übergang angestoßen und begleitet (zahlreiche Publikationen, Studienreisen, Austausche mit Experten unter Einbeziehung aller Stakeholder zeugen davon).
    • Der interdisziplinäre und internationale Ansatz hat ein großes kreatives Potenzial freigesetzt, das den Aktivitäten zugutekam.
    • Der Umgang mit dem Übergang Schule/Beruf verspricht einer der Dreh- und Angelpunkte innovativer Strategien nicht nur für die Eindämmung der Jugendarbeitslosigkeit, sondern auch für die Zukunft des Arbeitsmarkts zu werden. Ein Beispiel dafür ist ein früher genderneutraler Ansatz in der Berufsorientierung hin zu grünen, digitalen und neuen sozialen Berufen.
  2. Schaffen von neuen Beziehungen:
    • StartNet hat neue sektorenübergreifende Beziehungen geschaffen und ihnen eine Struktur gegeben.
    • Die Stakeholder haben neue Netzwerke aufgebaut und die Erfahrungen aus StartNet in ihre eigenen Netzwerke transferiert.
    • Das neue Beziehungsgeflecht hat sich inspirierend auf alle Stakeholder ausgewirkt.
  3. Innovative Entscheidungsprozesse:
    • StartNet hat, dank der Collective Impact Methode, innovative PPP-Partnerschaften (public-private-philanthopic) etabliert, die gemeinsam Vorschläge erarbeiten und Entscheidungen treffen.
    • Mit dem Jugendkomitee StartNet Youth erhielt auch die Zielgruppe der Jugendlichen eine eigene Vertretung am Tisch der Entscheidergruppe.
    • Alle Entscheidungen über Maßnahmen, Projekte, Förderungen etc. wurden gemeinsam und unter Berücksichtigung aller beteiligten Sektoren gefällt. Alle Projekte, die umgesetzt wurden, spiegeln den interdisziplinären Ansatz wider.

StartNet erreichte auf regionaler Ebene ca. 15.000 Schüler*innen in Apulien und der Basilikata, 600 Lehrer*innen und 1.200 Familien. Darüber hinaus wurden über 100 Stakeholder aus allen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereichen einbezogen.

Auf europäischer Ebene hat StartNet seit September 2017 87 Veranstaltungen bespielt und durchgeführt. Bei Online und Offline-Konferenzen, Workshops, Netzwerktreffen, Webinaren und bei Beiträgen zu Partnerveranstaltungen im Themenfeld Jugendbeschäftigung, Bildung und Übergang in den Beruf wurden insgesamt 16 200 Teilnehmende erreicht.

Welche neuen Herausforderungen im Bereich Übergang Schule/Beruf?

Dass sich der Themenbereich Übergang Schule/Beruf noch lange nicht erschöpft hat, ersieht man aus den Zahlen, die uns die Statistiken zur Jugendbeschäftigung bzw. -arbeitslosigkeit und zu dem Anteil der NEET (not in employment, education or training) liefern. Laut Eurofound lag die Jugendarbeitslosigkeit in Italien im März 2024 bei 20,1%. Der EU-Mittelwert liegt bei 14,4%. Die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit weist Deutschland mit derzeit 5,8% auf. Ca. 25% der jugendlichen Italiener*innen sind NEET, was ca. 3 Mio. Personen entspricht, die keine Zukunftsperspektive auf dem Arbeitsmarkt sehen, wobei der Anteil in Süditalien höher ist als in Nord- oder Zentralitalien (Quelle Eurostat).

Diese Daten werden noch ergänzt durch die Zahlen von jugendlichen Schul- und Ausbildungsabbrechern. In Italien gab es im Jahr 2023 (Quelle Eurostat) ca. 500.000 Jugendliche, die vorzeitig aus der Schule oder beruflichen Bildung ausgestiegen sind.

Dem gegenüber steht das immer größer werdende Problem von Fachkräftemangel und Skills-Mismatch. Auch die Frage, wie die Klimaziele, die grüne und digitale Transformation erreicht werden können, wenn es keine oder nur wenig gut ausgebildete oder studierte Nachwuchskräfte gibt, wird immer dringlicher. Gleichzeitig führt der demografische Wandel zu einem Umdenken im Bereich Welfare und Soziales, für den neue Ideen entwickelt und Fachkräfte ausgebildet werden müssen.

Hier kann StartNet in einer zukünftigen Phase sicherlich noch viel zur Verbesserung der Situation beitragen.

Auf europäischer Ebene steht die Mobilität beim Lernen und Arbeiten weit oben auf der Agenda der Europäischen Kommission, ebenso wie die Stärkung von Jugendlichen mit Zukunftskompetenzen, die Unterstützung von Zivilgesellschaft, Kultur- und Kreativwirtschaft bei einem Nachhaltigkeitswandel.

Kontakte:

Goethe-Institut Rom: Karin Ende, Leiterin Bildung- und Sprache, karin.ende@goethe.de
Goethe-Institut Brüssel: Jan Wilker jan.wilker@goethe.de
Initiative für StartNet in Italien: info@start-net.it